Müde

Zu viele Überstunden, Müdigkeit nach dem anstrengenden Arbeitsalltag. Es wird Zeit zu reflektieren - über das vergangene Jahr, über mich und das, was ich mir langfristig wünsche.

vor einem Jahr   •   Lesezeit: 3 Min.

Von Chris

Ich fühle mich zurzeit, was die Arbeit anbelangt, ziemlich müde.
Seit über einem Jahr kämpfe ich mit der Arbeitszeit. Oder sie mit mir? So genau kann ich das gar nicht beurteilen.
Fakt ist: die Anzahl der Überstunden (bezahlt immerhin) nehmen immer mehr zu als ab. Und das, obwohl ich schon lange daran arbeiten möchte, dass es besser wird.

Zu viel - warum?

Woran liegt es?
Zuerst natürlich mal an mir. Theroetisch zwingt mich niemand, mehr Stunden zu leisten, als im Vertrag stehen. Und es ist ganz allein meine Verantwortung, dass ich mich nicht überarbeite. Niemand schaut uns auf die Finger und mehr als ab und an ein mahnendes Wort der Kollegen ("du solltest mal etwas auf dich schauen") kommt da nicht. Eigenverantwortung halt.

Wenn ich aber so darüber nachdenke, dann stelle ich fest, dass es zumindest nach meinem Gefühl nicht ganz so trivial ist. In unserem Team läuft so viel gleichzeitig, dass ich mir sehr schwer tue, Dinge nicht zu tun, die erledigt werden müssen. Ich habe ein sehr hohes Verantwortungsbewusstsein, welches mir an der Stelle manchmal zum Verhängnis wird.
Es ist dringend? Ihr braucht unbedingt Hilfe? Klaro, ich unterstütze euch. Die eigentlich geplanten Sachen mach ich natürlich trotzdem noch, die können nicht liegen bleiben.

Ah, da ist doch die Lösung: Priorisieren und damit auch aktiv Dinge nicht tun. Das ginge immer dann problemlos, wenn es nur an mir hängt. Aber viele meiner Tätigkeiten hängen nicht nur an mir (oder von mir aus an mir und dem Kunden), sondern haben im schlimmsten Fall eine Verkettung über alle Bereiche der Firma hinweg. Und die Kette ist imme so stark wie das schwächste Glied. Hupps.

Okay Chris, easy... delegier mal was. Ah ja, das kennen wir doch. Kein Problem, das mit dem Abgeben. Aber auch hier tue ich mir immer mal wieder schwer. Denn: gewisse Dinge abzugeben ist aufwändiger als sie selbst zu tun. Gewisse Dinge kann nur ich tun (Know-How-Träger; obwohl das auch nicht unbedingt gut ist wegen Bus-Faktor 1).
Das härteste Argument gegen "delegier mal was" ist aber die Tatsache, dass meine Kolleginnen und Kollegen auch bis Oberkante Unterlippe voll sind (natürlich nicht im Sinne von Alkohol. Wobei... ist das vielleicht eine Lös... ah nein, Alkohol ist ja ein Destaillat :D).
Sprich: wenn ich ein Thema an eine andere Person abgeben möchte, verschiebe ich das Problem woanders hin und im schlimmsten Fall - schon passiert - kommt es irgendwann einfach zurück zu mir. Natürlich ungelöst.

Zu viel verschiedenes? Welcher Fokus?

Eine zweite Sache über die ich derzeit nachdenke ist: was tu ich eigentlich zurzeit in meinem Job alles. Als Generalist (einer meiner USPs) kann man mich quasi überall einsetzen. Gleichzeitig bringe ich an verschiedenen Stellen fachliche Tiefe mit und habe eine sehr schnelle Auffassungsgabe. Alles super... aber damit bin ich prädestiniert für "ich mache alles". Und das wissen auch meine Kolleginnen und Kollegen.

Aber alles machen geht nun mal einfach nicht mehr. Also muss ich fokussieren. Was dabei passiert ist spannend: ich lande sehr stark im Kunden- und Projektumfeld. Klar, darin bin ich gut. Kunden finden mich super, Rückmeldungen sind quasi immer sehr positiv. Bis Anfang 2022 gab es eine Zeit, wo ich keine spezifischen Kundenprojekte hatte und mich um andere, teilweise konzeptionelle und übergeordnete Themen kümmerte. Dazu noch etwas Support und Unterstützung des Vertriebs. Das hat sich gut angefühlt. Aber was genau? Ich glaube, es ist das Gefühl, es "nur" intern allen recht machen zu müssen und nicht auch noch Kunden (= deutlich schwieriger). Meine Arbeit mit Kunden ist meine große Stärke und gleichzeitig aber auch das, was mir oft am meisten Stress verursacht. Und nu?

Selbstklausur

In der ganzen Sauce an Themen und Gedanken kam mir dann eine Idee: ich mache eine Selbstklausur. Ich kenne meine Talente (danke Gallup Strength Finder), ich kenne meine darauf basierenden Stärken und Schwächen. Ich weiss also was ich kann und was nicht.
Und ich kann auf dieser Basis und meiner Erfahrung vielleicht mit etwas Zeit auch definieren, was ich gerne in der Zukunft tun möchte.

Die Gedankengänge sollen erstmal völlig unabhängig von der Firma sein, für die ich arbeite. Natürlich wird das einen Einfluss haben - aber die Essenz ist ja: "was möchte ich denn eigentlich wirklich gerne tun?"
Da werden sicherlich so Dinge auftauchen wir "selbständig sein" (im Sinne von ich bin mein eigener Arbeitgeber). Das ist aber nicht die Essenz davon - viel wichtiger wird es herauszufinden, warum ich das möchte. Denn ich bezweifle, dass eine Selbständigkeit mein wirklicher Wunsch ist... wirklich!

Ich bin gespannt was dabei herauskommt. Und ich bin gespannt, was ich daraus mitnehme. Ich habe in der Firma eine Person, die mich coacht. Und das finde ich mega gut! Vor Weihnachten hat sie mir noch einige Reflektionsfragen mitgegeben, die ich in den nächsten Tagen angehen möchte. Zeit dafür habe ich ja - Corona sei Dank.

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