Störenfried!

Harmoniebedürftige Menschen haben es manchmal schwer. Sie scheuen Konflikte und versuchen nie anzuecken. Dabei ist das durchaus sinnvoll.

vor 3 Jahren   •   Lesezeit: 2 Min.

Von Chris

Ich bin kein Störenfried. Viel mehr anders herum: ich bin sehr harmoniebedürftig. Das gilt sowohl in meinem privaten Umfeld, als auch im Beruf. Das hat viele positive Seiten. Aber es hat auch einige sehr unangenehme und schwierige Elemente.

Ein Punkt ist, es allen recht machen zu wollen. Ich möchte mich mit allen gut vertragen und tue alles dafür, dass ein gutes Verhältnis zwischen meinen Arbeitskolleg*innen und mir besteht. Da ist auch nichts Falsches dabei. Allerdings führt es schnell dazu, dass man Beziehungsebene und Sachebene nicht immer trennen kann. Wenn meine Kollegen mit etwas an meiner Arbeit nicht zufrieden sind oder wir nicht einer Meinung sind oder uns sogar ein wenig in die Haare geraten, dann hat das eigentlich nichts mit mir persönlich zu tun. Aber als harmoniebedürftiger Mensch bin ich am Ende von solchen „Episoden“ erstmal verunsichert. Was ist jetzt passiert? Und warum? Und ist jetzt zwischen uns was nicht mehr in Ordnung? Was hält die andere Person jetzt von mir? Ich mache mir Gedanken und suche dann meist mit den betroffenen Personen das Gespräch. In der Regel stellt sich heraus, dass alles in bester Ordnung ist. Ich bin beruhigt und der Spass beginnt nächstes Mal wieder von vorne.

Das ist anstrengend und raubt Zeit und Nerven. Zeit und Nerven die ich anderswo gut brauchen kan. Deshalb lerne ich seit einiger Zeit immer mehr, diese Ebenen wo es nötig ist zu trennen. Es auch mal gut sein zu lassen. Dinge abzuhaken. Dabei hilft mir unbewusst eine Arbeitskollegin, mit der ich mir fachlich immer mal wieder in die Haare gerate. Das ist auch völlig okay und in den meisten Fällen funktioniert das auf einem Level, der völlig in Ordnung ist. Danach ist aber alles absolut in Ordnung. Es gehört für sie sogar dazu. Manchmal ärgern mich diese Gespräche – sie kosten mich nerven. Aber sie lernen mich, das Thema im Nachgang abzuhaken und ich merke im Umgang mit meiner Kollegin, dass sich weder in der Zusammenarbeit noch im persönlichen Umgang miteinander etwas ändert.

Ich nutze diesen Lerneffekt um das auch in anderen solchen Situationen mit einem kühlen Blick darauf zu schauen, zu versuchen die Situation kurz zu analysieren und sie dann abzuhaken. Vielleicht ziehe ich auch noch die eine oder andere Erkenntnis daraus, die ich mitnehmen.
Und es fühlt sich gut an.

Gestern sagte nun ein Coach zu mir: wenn du es allen recht machen willst: dann eck mal an – sei der Störenfried. Probiers aus. Und was muss ich sagen: ich habe da einen Heidenrespekt davor, was passiert und wie sich das Bild anderer auf mich ändert. Ich fürchte, das ist die nächste Stufe von dem was ich gerade lerne. Aber vielleicht sollte ich den Schritt auch gehen.

Ich werde davon berichten.

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