Urlaub ist etwas Tolles. Endlich mal zwei Wochen völlig ausspannen, nicht an die Arbeit denken, alles hinter sich lassen und nur noch geniessen. Nach dem Urlaub gehts dann frisch gestärkt und fröhlich zurück zur Arbeit. Völlig entspannt.
Das ist zumindest die Hoffnung und Vorstellung der meisten Menschen, die ich kenne. Die Realität sieht aber oft gamz anders aus. Ich zumindest kenne es sehr gut. Dabei gibt es zwei Grundgefühle:
- Was passiert eigentlich während meiner Abwesenheit? Passiert etwas Schlimmes? Habe ich irgendwo einen Blödsinn gemacht, den Andere nun ausbaden müssen? Sollte ich nicht doch lieber arbeiten?
- Was passiert, wenn ich nach dem Urlaub zurück zur Arbeit komme? Viele offene Themen verlangen nach mir, zu viel wird auf mich einprasseln und jede Menge ungelöster Probleme stehen an. Das ist doch gar nicht zu Bewältigen?
Auf den ersten Punkte werde ich bei Gelegenheit in einem eigenen Artikel eingehen. In aller Kürze: der Schüssel ist das Vertrauen in sich, seine Arbeit und in die Kollegschaft.
Der zweite Punkt ist für mich deshalb interessant, weil er mir zurzeit mehr zu Schaffen macht. Ein paar Tage vor Ende des Urlaubs gehen mir immer wieder die Themen durch den Kopf, die man vor dem Urlaub auf nach dem Urlaub geschoben hat. Oder es sind die Themen, die noch nicht gelöst sind, die aber nach dem Urlaub wichtig und/oder dringend werden. Diese Gedanken betreffen in der Regel laufende Kundenprojekte, aber auch interne Themen.
Wenn ich also Abends im Bett liege, dann gehen mir die Gedanken durch den Kopf, türmen sich auf, werden grösser und verursachen negative Gefühle: zu viele Themen, zu wenig Zeit, Deadlines die bestimmt nicht gehalten werden können, Leute die sauer werden bis hin zu desaströsen Gedanken. Ich werde das alles nicht schaffen. Das kann einem durchaus die Nacht und die letzten Urlaubstage versauen. Ich spreche aus Erfahrung.
Aber was kann ich dagegen tun? Das ist natürlich erstmal bei jeder Person etwas unterschiedlich. Jeder geht anders mit solchen Themen um. Aber ich habe für mich tatsächlich etwas gefunden, das mir hilft: Aufschreiben!
Dafür habe ich mir folgende Anleitung geschrieben:
- Jedesmal wenn dir ein negativer oder problematische Gedanke zur Arbeit kommt, schreibe ihn auf und kategorisier ihn (z.B. auf Projektebene)
- Schreib dir auf, was grundsätzlich zu tun wäre, um das Problem zu lösen.
- Schreib dir auf, was schief gehen kann
- Schreib dir auf, was die Auswirkungen wären, falls es schief geht
- Überleg dir, welchen Schritt du nach deinem Urlaub tun kannst, damit es mit einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht schief geht - schreib es auf
- Reflektiere die aufgeschriebenen Punkte kurz und lege das Thema dann beiseite - sowohl deine Notizen als auch das Thema in deinem Kopf
Ich mache das inzwischen in einer gewissen Regelmässigkeit. Dabei habe ich bemerkt, dass sich in meinem drüber Nachdenken nach dem obigen Prozess im Kopf etwas verändert:
- Durch das Aufschreiben stelle ich fest, dass ich das Gedankenkonstrukt viel grösser gemacht habe, als das eigentliche Problem tatsächlich ist. Durch das Aufschreiben schrumpft das Problem, wird realistischer und vor allem greifbarer.
- Ich stelle zudem oft fest, dass die negativen Auswirkungen nur in meinem Kopf so dramatisch sind. Natürlich kann ein Kunde unzufrieden oder unglücklich sein - aber das passiert und es ist auch mal okay.
- Ich stelle fest, dass ich in fast allen Fällen auch Unterstützung holen kann, wenn ich sie brauche. Ich muss nur danach fragen. Die Folgefrage ist also: wer kann mir helfen?
- Durch das Aufschreiben, kann ich die Gedanken im Nachgang viel besser ablegen - sie sind ja jetzt schwarz auf weiss niedergeschrieben - mein Kopf braucht nicht mehr darüber nachzudenken.
Wenn man noch etwas weiterdenkt, dann stellt man auch schnell fest: die Anderen haben ja ähnliche/gleiche Probleme wie ich. Wir sind alle Menschen, machen Fehler und können es nicht allen recht machen. Wieso sollte ich denn da anders sein - das geht ja gar nicht!
Also glaubt mir wenn ich sage: Niederschreiben hilft und tut gut. Ja, es braucht ein wenig Zeit von deinem Urlaub (ich rechne in der Regel mit je ca. 30 Minuten 1-2 Mal während des Urlaubs). Es ist natürlich auch kein Allheilmittel aber es "lindert" oft die Angst und Unsicherheit deutlich und lässt mich die letzten Urlaubstage mehr geniessen.
In diesem Sinne: geniesst euren Urlaub, sobald ihr welchen habt und macht euch etwas weniger Sorgen vor Morgen :)