Kennt ihr das? Wenn ihr Dinge komplett durchanalysiert und fünf mal besprecht, bevor auch nur der erste Schritt getan ist, das „Ding“ umzusetzen? Ich kenne das sehr gut. Und es nervt mich. Insbesondere bei Anderen. Dabei bin ich persönlich oft genauso gestrickt. Ich gehöre zu den Menschen, die gerne Kontrolle über die Dinge haben. Im Optimalfall kenne ich alle Risiken, weiss was ich im Zweifelsfall tun muss und alle/s was betroffen ist, habe ich im Boot. Das funktioniert zwar super, ist aber anstrengend und überhaupt nicht innovativ.
Und Innovation ist hier das Ding, das durch overthinking gerne mal verhindert wird. In der Software-Entwicklung sprechen wir von agiler Entwicklung wenn wir mit einem sogenannten MVP (meistens als Minimal Viable Product bezeichnet; teilweise als Minimal Valuable Product (was aber nicht das Gleiche ist)) arbeiten und Schritt für Schritt darauf aufbauen. Iterativ arbeiten und dabei quasi die Zwiebel schälen. Das kann man durchaus planen und funktioniert wunderbar. Aber selbst in diesem Zug kommt es oft vor, dass man Dinge zu sehr überdenkt.
Umgekehrt gibt es die Menschen, die einfach loslegen und losrennen. Ohne vorher darüber nachzudenken. Damit sind sie unglaublich schnell. Gerade bei neuen Ideen ist das Gold wert. Einfach mal machen, nicht drüber nachdenken und dabei schauen, was raus kommt. Der Nachteil: man läuft öfter mal gegen die Wand, fällt irgendwo runter und bemerkt, dass es doch nicht funktioniert so ohne Planung.
Deshalb plädiere ich für den Mittelweg. Ich finde „einfach mal ausprobieren“ super. Und der erste Teil des Ausprobierens ist ein grober Plan. Der muss nicht detailliert sein, aber eine Basis bilden. Ich habe solche Pläne in der Jungschar damals als Teenager als sogenanntes „Kroki“ (nein, kein kleines Krokodil) kennengelernt. Ein simpler, gut lesbarer Plan mit nur den relevantesten Details.
Und damit können wir losrennen. Damit verhindern wir, in die nächste Wand zu rennen ohne dabei aber gross an Geschwindigkeit zu verlieren. Unser Kroki können wir regelmässig ergänzen mit Details und Dingen, die wir unterwegs lernen. Ich glaube, damit kommt man schneller ans Ziel in vielen Fällen.
Ich habe weiter oben geschrieben, dass mich das „Overthinking“ vor allem bei anderen Menschen stört. Ihr kennt das vielleicht, wenn ihr in einem Meeting sitzt und euch denkt: „warum labern wir immer noch um den heissen Brei rum“; oder: „müssen wir das jetzt derart im Detail besprechen – können wir nicht einfach mal anfangen?“. Mir geht es immer mal wieder so. Und ich habe mir vorgenommen, das in Zukunft regelmässiger anzusprechen, wenn ich das Gefühl habe, dass wir als Team „overthinken“. Und ich wünsche mir natürlich, dass auch ich angesprochen werde, wenn das Gefühl besteht, dass ich gerade Dinge zu stark überdenke, statt einfach mal zu starten.
Lasst uns also mehr Krokis statt ausgefeilten Stadtplänen zeichnen, bevor wir losrennen!